Interview im Online-Standard
Lesen Sie Antworten auf Userfragen des Standard, wie man Haustiere gesund durch die kalten Tage bringt !
Salz und Minusgrade
Per Mail: Falls das Fell sehr schmutzig ist, vor allem vom Spielen im "Stadt-Schnee": Was muss man beachten, wenn man Hunde wäscht?
Wistrela-Lacek: Beim Waschen von Hunden gibt es zwei Regeln: so selten wie möglich, so oft wie notwendig. Laut deutschem Ökotest wäre die Kombination von kosmetischer Schmierseife mit einem Bratenfett, vorzugsweise Schweineschmalz, die optimale Mischung, um eine adäquate Rückfettung der Hundehaut zu gewährleisten. Empfehlenswert sind aber auf alle Fälle Hundeshampoos, die nicht nur reinigend, sondern vor allem auch rückfettend wirken.
Wichtig: Shampoos müssen Zeit zum Einwirken haben, anschließend gut ausgespült werden, und das Fell sollte ausgiebig getrocknet und bei Bedarf lauwarm geföhnt werden.
Aus dem Forum: Kann man eine Katze bei minus 25 Grad auch noch rauslassen? Worauf muss man achten?
Wistrela-Lacek: Wenn die Katze bereits als Freigänger gehalten wird, darf sie auch bei sehr tiefen Temperaturen ins Freie. Optimal wäre es, wenn sie jederzeit selbstständig durch eine Katzenklappe ins Warme gelangen kann. Wenn das nicht möglich ist, dann ist allerdings ein gegen Nässe und Wind schützender Unterstand wichtig. Das kann eine kleine Hundehütte oder ein umfunktionierter Nagerstall sein, die man mit einer Schicht Styropor abdichtet und mit Decken auslegt.
Aus dem Forum: Unser Hund schleckt alles sofort wieder von den Pfoten ab. Vaseline liebt er besonders. Können Patschen hier Abhilfe schaffen?
Wistrela-Lacek: Zum Schutz der Pfoten vor Streusalz und Rollsplitt schützt vor dem Spazierengehen das Auftragen von Pfotenschutz-Balsam, Hirschtalg oder Vaseline. Außerdem verhindert das Eincremen, dass die Ballen rissig und spröde werden, was wiederum zu Entzündungen und Schmerzen führen kann. Während des Spazierengehens sollte der Hund keine Gelegenheit zum Schlecken haben, zu Hause werden die Pfoten gleich mit warmem Wasser gesäubert und abgetrocknet.
Per Mail: Was kann man machen, wenn die Pfoten schon offen sind? Lohnt sich da ein Tierarztbesuch oder gibt es billige Hausmittel?
Wistrela-Lacek: Kleine Verletzungen und Risse können gut mit Käsepappelteebädern und zinkhältigen Pflegesalben behandelt werden, das Überziehen von luftdurchlässigen Socken schützt vorm Schlecken. Die im Handel erhältlichen "Walker", Neoprenhundeschuhe oder ähnliche Produkte bieten zwar guten Schutz, sind aber aufgrund ihrer Luftundurchlässigkeit nur für zwischendurch geeignet. Bei tiefen und klaffenden Ballenverletzungen ist meist eine chirurgische Versorgung durch den Tierarzt notwendig.
Vitamine und Ernährung
Per Mail: Welche Lebensmittel oder welche Nahrungsmittelergänzungen helfen als Vorbeugung gegen Schnupfen und Grippe?
Wistrela-Lacek: Eine Reihe von Naturprodukten wirkt stärkend auf das Immunsystem, weswegen sie sich zur Vorbeugung gegen Schnupfen und Grippe eignen. Zu den bekanntesten und am besten untersuchten Pflanzen mit immunmodulatorischer Wirkung zählt der Purpursonnenhut oder Echinacea purpureae. Er steigert die unspezifische Abwehr, weshalb er ideal zur unterstützenden Behandlung von wiederkehrenden Infekten im Bereich der Atemwege ist.
Ein weiterer Stoff aus der Natur ist Propolis, auch unter Bienenharz bekannt. Seine antibiotische, antivirale und antimykotische Wirkung führt zur Stärkung der Immunabwehr und beugt so unter anderem Erkältungskrankheiten vor. Rund 200 verschiedene Wirkstoffe wie Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe, Enzyme, ätherische Öle sowie die schmerzstillende Salicylsäure findet man in einer einzigen Aloe Vera, der Wüstenlilie. Sie wirkt immunstärkend, indem sie die für die Abwehr zuständigen Zellen aktiviert. Erhältlich sind diese Nahrungsergänzungsmittel in verschiedenen Formen wie Säften, Kapseln, Globuli und Tropfen.
Per Mail: Hat der Hund den Schnupfen: Hilft Vitamin C auch beim Hund? Wie verabreicht man es dem Tier?
Wistrela-Lacek: Das wasserlösliche Vitamin C ist ein wichtiger Antioxidant und steigert die Zellaktivität, wodurch das Immunsystem gestärkt wird. Hunde können es in der Leber selber herstellen, allerdings nur in relativ geringer Menge. Weshalb eine Zufütterung an sich nicht notwendig ist. Unter Umständen kann es bei Krankheit, Rekonvaleszenz, großer Arbeitsleistung sowie bei trächtigen Hündinnen und bei Welpen jedoch sinnvoll sein, zusätzlich Vitamin C mit dem Futter zu verabreichen. Eindeutige klinische Studien dafür liegen jedoch nicht vor.
Probleme mit Hals und Atemwegen
Per Mail: Was empfehlen Sie bei wiederkehrenden Infekten der Atemwege?
Wistrela-Lacek: Wenn man es mit immer wiederkehrenden Erkrankungen zu tun hat, sollte man auf alle Fälle auch die Haltungsbedingungen eines Tieres hinterfragen. So kann zugige, aber auch trockene Luft während der Heizperiode ein Problem sein. Auch Stress innerhalb von Tiergruppen durch Neuzugänge oder Aggressionen kann die Abwehrstärke beeinträchtigen. Die Fütterung sollte wegen des erhöhten Bedarfs an Vitaminen und Fettsäuren durch allgemeine "Immunsituation-Präparate" wie Echinacea, Vitamine und Aloe Vera verbessert werden. Auch das Aufstellen von Luftbefeuchtern und das Verzichten auf Raumdüfte, Sprays und Räucherstäbchen ist auf alle Fälle zu empfehlen.
Von der tierärztlichen Seite werden in diesen Fällen - neben der genauen klinischen Untersuchung des Tieres - auch Rachentupfer genommen, um eventuell beteiligte Bakterien und Pilzsporen abzuklären. Auch Röntgenaufnahmen von Lunge und Halsbereich sind in diesen Fällen wichtige Diagnostikmittel.
Aus dem Forum: Kann mir jemand sagen, wie ich meinen Hund zum Inhalieren bringe? Gibt es hier Tricks?
Wistrela-Lacek: Inhalieren mit Hunden kann auf verschiedene Varianten durchgeführt werden. Am einfachsten gelingt es, wenn der Hund an eine (Schlaf- oder Transport-)Box gewöhnt ist. Nachdem man ihn darin eingeschlossen hat, wird ein Topf davor platziert. Indem man nun eine dicke Decke über Box und Topf legt, wird eine richtige Inhalationshöhle geschaffen. Wichtig ist, den Topf nicht zu knapp an die Box zu stellen, um ein Umwerfen zu vermeiden.
Auch sollte die Inhalationsflüssigkeit zwar sehr warm, aber nicht kochend verwendet werden. Besonders eignen sich dafür Wasser, mit Meersalz versetzt, aber auch Lindenblüten-, Thymian-, Käsepappel- oder Kamillentee. Auch einen Versuch wert: sich gemeinsam mit dem Hund ein großes Handtuch über den Kopf zu legen bzw. kleine Hunde dabei am Schoß sitzend zu haben. Reagiert aber ein Tier darauf mit allzu großem Stress oder sogar mit Panikattacken, dann sollte das Inhalieren sofort abgebrochen werden.
Per Mail: Was kann man bei Harnwegserkrankungen unternehmen? Was gilt es vorher abzuklären?
Wistrela-Lacek: Um den Verdacht einer Harnwegsinfektion zu bestätigen, gehört neben der klinischen Untersuchung des Tieres vor allem eine genaue Harnuntersuchung dazu. Dabei sollte auch eine mögliche Bakterienbeteiligung abgeklärt werden. Weiterführende Untersuchungen wie Röntgen und Ultraschall sind ebenfalls für eine Diagnose hilfreich. Je nach Ursache der Erkrankung werden schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Antibiotika, Diäten und bei Bedarf auch chirurgische Maßnahmen notwendig sein. Was aber in jedem Fall unterstützend wirkt: die Aufnahme von Flüssigkeit zu steigern, um damit die Harnproduktion zu vermehren. Auch der Einsatz von reizstillenden Blasentees kann bei der Behandlung helfen.
Ohrenentzündungen
Per Mail: Was sind die ersten Anzeichen für eine Ohrenentzündung?
Wistrela-Lacek: Erste Anzeichen für eine Ohrenentzündung können vermehrtes Kratzen und Reiben an den Ohren sein. Stärkeres Kopfschütteln, Kopfschiefhalten und empfindliches Reagieren auf Berührungen im Kopfbereich treten ebenfalls auf. Aber auch vermehrte Ohrschmalzproduktion, Rötungen, Krustenbildungen und unangenehmer Geruch aus dem Ohr sind Hinweise.
Per Mail: Welche Formen gibt es und wie kann man Ohrenentzündungen behandeln?
Wistrela-Lacek: Das Spektrum der Ohrenentzündung reicht von gering gerötet und juckend bis hochgradig eitrig und das Allgemeinbefinden beeinträchtigend. Meist steht eine verstärkte Produktion von Ohrschmalz im Vordergrund, häufig finden wir Ohrmilben oder Fremdkörper als Ursache. Aber auch im Rahmen von Allergien stehen Ohrenprobleme auf der Tagesordnung.
Die Behandlung richtet sich prinzipiell nach der Grundkrankheit. Fremdkörper müssen entfernt, Milben-, Pilz- und bakteriologische Infektionen nach Abklärung entsprechend behandelt werden. Ob hierbei das Ohr lokal mittels Tropfen/Spülungen oder das Tier mit Medikamenten therapiert werden muss, kommt auf den individuellen Fall an. Bei chronischen Entzündungen kann auch ein chirurgischer Eingriff zur Verbesserung der Situation notwendig sein.
Überwintern von Schildkröten
Per Mail: Was muss man beim Überwintern von Schildkröten beachten?
Wistrela-Lacek: Die Form der Überwinterung ist vor allem von der Art der gehaltenen Schildkröte abhängig. Bei Landschildkröten ist es sehr wichtig, das genaue Gewicht des Tieres vor und während der Winterruhe zu kontrollieren und es in den letzten sechs Wochen davor nicht mehr zu entwurmen. Weiters wird das Tier ein- bis zweimal pro Woche bei circa 20 Grad Celsius für gute 15 Minuten gebadet.
Das Füttern wird eine Woche davor eingestellt, und Geschlechtsreife sollten noch auf nicht abgelegte Eier untersucht werden. Überwintert werden kann das Tier in der Gemüselade im Kühlschrank oder in einem kühlen, frostfreien Raum - wichtig dabei ist die konstante Temperatur von vier bis acht Grad Celsius. Als Schlafplatz verwendet man eine Kiste, die mit Rindenmulch, Gartenerde oder Laubblättern gefüllt und vor Ratten und Mäusen sicher ist.
Während der Überwinterung empfiehlt es sich, einmal wöchentlich die Temperatur zu kontrollieren bzw. den Kühlschrank gut zu lüften. Das Tier sollte einmal monatlich gewogen und das Substrat bei Bedarf etwas angefeuchtet werden. Die Dauer des Winterschlafes sollte mindestens acht Wochen betragen.
Bei Wasserschildkröten verkürzt man als Vorbereitung die Lichtphasen über zwei bis vier Wochen und entfernt den Heizer. Die Fütterung wird eine Woche vor dem Winterschlaf eingestellt, die Tiere in einer Wanne mit flachem Wasserstand ebenfalls in einem frostfreien Raum oder Kühlschrank bei vier bis zehn Grad Celsius untergebracht.
Bei schwachen, mageren Tiere sowie solchen, die trotz optimaler Bedingungen nicht schlafen wollen, sieht man von der Überwinterung besser ab und lässt sie gründlich untersuchen. (red, derStandard.at, 28.2.2012)